Sonntag, 18. September 2011

¡Un mes mexicano!

¡Hola amigos!

Nun lebe ich mich hier mehr oder weniger ein, immerhin ist schon ein Monat vergangen, als werde ich auch nur noch in größeren Abständen schreiben, öfter als wöchentlich könnt ihr von mir nicht erwarten. Allerdings passiert schon noch einiges, sodass ich das jeweils Revue passieren lassen werde:

Mit der Frau Schulleiterin habe ich guten Kontakt, denn sie ist eine Freundin meiner Gastmutter. Ich hatte jetzt ein Gespräch gemeinsam mit ihr und ich weiß, was ich jetzt alles in der Schule zu tun habe:

  1. Bibliothek: Jeden Dienstag werde ich vier Stunden Zeit haben, in der Bibliothek zu helfen und Events vorzubereiten (dazu gleich mehr). Hier geht es darum, das Lesen etwas beliebter zu machen. Smartphones und "Face"(book) sind hier dann doch deutlich gängiger.
  2. Englisch: Jeden Mittwoch von dreizehn bis fünfzehn Uhr ist SEPA Inglés (Link), das ist ein kostenpflichtiges Zusatzprogramm, das derzeit sechs (?) Schülerinnen besuchen. Ich helfe während des Unterrichts bei Aussprache und Vokabular. Englisch ist hier ein unbeliebtes Schulfach und generell haben die Mexikaner keine Mentalität des Sprachenlernens: Das Land ist groß und die Möglichkeiten nahezu unbeschränkt, daher besteht auch nicht die Notwendigkeit. Jeden Donnerstag gibt es dann zusätzlich von 14 bis 16 Uhr Ausflüge im Konversationsenglisch-Unterricht. Hier waren wir in der letzten Woche zum Beispiel in der Innenstadt und hatten somit Gesprächsanlass. Die Mädchen waren noch ein wenig "flojas" (faul), aber in Zukunft werden wir nur noch Englisch sprechen, immerhin wird SEPA Inglés mit einer Prüfung aller Bereiche (mündlich, schriftlich etc.) abgeschlossen.
  3. Sport: Ich werde irgendwann bei Volleyball mitspielen. Das weiß ich allerdings auch erst, wenn ich meinen Stundenplan erhalte. Wahrscheinlich werde ich noch einmal bei der Schulleiterin nachfragen müssen.
  4. Tanz: Jeden Freitag von 15 bis 18 Uhr gibt es Folkloretanz. Ein Tanzlehrer, acht Mädchen und ein Junge. Es besteht Hoffnung, dass noch weitere Jungen dazukommen.
  5. Ich als Schüler: Die Schulleiterin hat mir des Weiteren angeboten, selber Schüler zu sein und den Unterricht zu besuchen. Hier muss ich mich noch kundig machen, welche Fächer es gibt und werde sie dann besuchen.
Das müsste schon alles sein, was ich in der Schule zu tun habe. Klingt nach nicht gerade viel, aber ich bin gerade dabei, Kafkas "La metamorfosis" für eine Präsentation in den Kursen vorzubereiten - auf Spanisch, versteht sich.

Ein Teil der Geburtstagsgesellschaft
Was bisher geschah: Am Samstag, 3. September, waren wir abends ja in einer Bar und das Geburtstagskind hat zur Feier des Tages eine kleine Flasche Tequila geschenkt bekommen und jeder hat etwas abbekommen - gemischt, natürlich. Danach haben wir uns entschieden, noch tanzen zu gehen und ich habe das erste mal in meinem Leben einen Club außerhalb Europas beziehungsweise dessen Einflussbereich (dazu zählen geschlossene Hotelanlagen beispielsweise) erlebt. War auf jeden Fall einen Besuch wert, der Tipp, den wir auf dem Vorbereitungsseminar erhalten haben, zu zweit auf der Tanzfläche zu tanzen, erwies sich als essentiell und je später die Uhrzeit desto sexueller war das dann auch, sodass dann auch etwa Fünfzehnjährige gegen vier Uhr offensiv Analsex simulieren (nein, ich nehme kein Blatt vor den Mund). Getränke und Gesellschaft waren gut, interessant war die Musikauswahl: Abwechselnd 20min mexikanische (spanischsprachige) Musik, zu der man bekannte, bestimmte Tänze tanzen kann (Tanzfläche voll) und anschließend 30min internationaler englischsprachiger Pop und Electro (Tanzfläche leert sich zusehends). Gastmama Paty hat alles erlaubt und auch selber ab und zu getanzt. Fünf Uhr waren wir raus. Sonntag stand 12 Uhr skypen mit der Familie an, ich war etwas müde.

Außerdem war ich am Sonntag noch auf dem wöchentlichen Markt: Riesige Auswahl, Gemüse und Früchte zum Spottpreis (Eigene Schätzung: Sieben Sorten, fünf Kilogramm, vier Euro). Beim nächsten Mal kaufe ich mir einen Ring, oh ja! Schmuck ist hier ja recht billig und er soll ja auch nur schlicht und in Silber sein. Außerdem haben wir Tintenpatronen gesucht. Genau, ich habe meinen Füllhalter mitgenommen und will ihn natürlich benutzen. Wer denkt, dass Schüler/Studenten hier irgendwann im Leben Füller benutzen - weit gefehlt, niemals! Wir waren in drei Geschäften, bevor in einer "papeleria" fündig wurden: Auf Lager waren die aber auch nicht, sondern in einem Kästchen ganz tief hinten im Abstellraum, sodass mir die Dame die schwarzen (!) Patronen geschenkt und sechs blaue für sage und schreibe 12$ (0,68€) verkauft hat. Das war preislich bisher der größte Reinfall - ihr werdet die Köpfe schütteln, denn sonst finde ich hier nichts, was teurer ist als in Deutschland. Ja doch, echte (!) Markenklamotten, aber die will ich hier nicht gerade kaufen.

Am Donnerstag war ich mit Ade bei einem Herrn, der "esquites" (ähm, warme, weiche Maiskörner sollte es treffen :D) macht. Den haben wir gefragt, ob er uns einen riesigen Topf für Samstag (folgt sogleich) machen kann. Er hat ja gesagt. Toll, oder? Und sie hat mir das Haus gezeigt, in dem sie früher mit Paty gelebt hat. Noch einmal zur Klarstellung: Die beiden sind Freundinnen seit Ewigkeiten und wohnen deswegen zusammen. Ade hat einen Freund und Paty vier Kinder.

Franzi, Viktor und ich singen die deutsche Nationalhymne
Am Samstag war nämlich die "fiesta mexicana" von AFS Toluca. Von den Deutschen waren Saskia, Franzi, Viktor, Dennis, Joni und Marlies dabei. Da aber auch die SchülerInnen von AFS dabei waren, gab es noch andere Nationen: Belgien, Norwegen, Thailand, Japan, Großbritannien, Italien. Es gab eine "Talentshow", bei der Franzi, Viktor und ich die Nationalhymne (deren erste Strophe) sangen (kreativ, das haben erst zwei andere Gruppen/Teilnehmer vor uns gemacht). Programm gab es auch: Die Escuela Normal No. 1 de Toluca hatte aufwändige Tanzeinlagen mitgebracht. Anschließend wurde gespeist, alles, was Mais und Hühnchen hergeben (oh ja, ein Eintrag ausschließlich zu Essen wird noch folgen - gestern habe ich begonnen, die Speisen zu fotografieren).

Der Gastbruder Mauricio von Joni (D: Rechberghausen, MX: Metepec) hatte am Dienstag Geburtstag und lud auch alle AFS-Teilnehmer zu seiner Party am Samstag zu sich nach Hause ein. Die wohnen in so einer Art Party-Location, sodass da auch die etwa 80 Gäste Platz fanden. Franzi, Saskia und ich hatten auch bald eine Gruppe netter Mexikaner gefunden, mit denen wir uns gut unterhalten haben, den Rest der Nacht. Ich durfte in dem weitläufigen Haus auch übernachten und musste mit Benneth (Schüler) und Dennis schon früh raus.

Auf dem Marktplatz
Dennis und ich fuhren 9:40 Uhr von Metepec wieder nach Ixtapan, denn dort wartete auf mich der Tag der Apachen (Bezeichnung: Préstamo), irgendwie so etwas wie ein städtisches Unabhängigkeitsfest von den Ureinwohnern. Irgendwann werde ich noch einmal wissen, was es genau war. Jedenfalls tanzten Ade und Paty drei Stunden lang auf dem zentralen Platz vor dem Rathaus und durch die Straßen der Stadt, ich schaute etwas verkatert zu und machte Fotos, in Begleitung von Ezequiel (Ades Freund) und Karina, einer Schülerin. Außerdem waren auch die Nachbarin und unsere Haushaltshilfe Luisa sowie deren Tochter Vale(ria) dabei.

Verlesung der mexikanischen Geschichte
Am Montag war Homenaje a la bandera (Huldigung der Flagge). Neun Uhr versammelte sich die komplette "licenciatura" (der Teil der Schule, für den ich arbeite) auf dem "patio cívico" zur Zeremonie. National- und Bundesstaatshymne sowie ein weiteres Lied wurden gesungen, mit der Flagge einmal quer über den Schulhof marschiert (!) und die wichtigsten "fechas" (Daten) der mexikanischen Geschichte verlesen.

Bücherausstellung
Dienstag hatte ich meine erste Aktivität der Bibliothek. Meine Gastmutter und ich haben eine "Bücherausstellung des 200. Jubiläums der Revolution" ("Exposición de libros del bicentenario") organisiert und es kamen tatsächlich einige Schülerinnen und Schüler, um sich die teuer im letzten Jahr von der Regierung angeschafften, teilweise noch nicht einmal ausgepackten Bücher anzuschauen und zu überfliegen. Von neun bis vierzehn Uhr war ich so beschäftigt. Nette Bilder waren dabei, aus allen Genres. Was mir auffiel, war, dass alle Bücher auf der Rückseite Logo und Slogan der derzeitigen Regierung des Estado de México trugen und stets der Gouverneur Herausgeber war. Hier stehen auch auf allen Straßen Schilder, dass die Regierung das verwirklicht hat und überhaupt wird das Corporate Design schön durchgezogen, auch alle Papiere der Schule beinhalten all den Schnickschnack.

Ich bin Mexikaner!
Mittwoch - ein kompletter Tag in der Hauptstadt mit Dennis aus Tonatico und meiner Gastmutter. In Deutschland Mexiko-Stadt, hier auch einfach nur México oder noch kürzer De-Effe (= D.F., Distrito Federal) genannt. Acht Uhr aufgebrochen, gegen elf Uhr im Instituto Nacional de Migración angekommen, dort mussten wir leider zwei Stunden anstehen, um unser Papier abzugeben, um danach noch einmal eine Stunde zu warten. Vierzehn Uhr konnte ich dann diese wunderschöne Karte in der Hand halten.


Cuenta de Burger King
Anschließend von der Delegacion Miguel Hidalgo in die Delegacion Tlalpan (Link). Sieht gar nicht so lang aus, hat aber zwei Stunden gedauert. Dort haben wir Richard (Deutschland, Sachsen - besuchte Mexiko für zwei Monate) abgeholt, um dann ins Zentrum zu fahren, wo wir seine Freundin getroffen und erst mal fett bei Burger King gegessen haben. Das tat gut. Ich bin sehr zufrieden mit der mexikanischen Küche (freut euch über mindestens zwei Blogeinträge über Essen, sagen wir im Oktober!), aber das musste sein. Hatte ich euch schon gesagt, dass ich in Toluca Schwarzbrot aus Roggen gekauft habe? Na ja, essen kann ich das aber nur mit Mayonnaise oder so.
Eigentlich ja DIE "Torre Latinoamericana"
Butter, Margarine, Wurst oder Käse in Scheiben, Marmelade, Nutella - all das gibt's hier im Haushalt einfach nicht. Zurück zum Thema: Anschließend haben wir den Torre Latinoamericana bestiegen, den vormals höchsten Turm Lateinamerikas (aha, daher rührt NICHT der Name). Super Ausblick, Flugzeuge landen im Minutentakt, die Stadt breitet sich auf einer riesigen Fläche aus. Das Museum war auch ganz nett, 1985 gab es ein sehr starkes Erdbeben, der Turm allerdings hat diese Strapazen überstanden, er wurde immerhin 1956 schon erbaut und galt damals als erstes Hochhaus Lateinamerikas.
Daniela, Richard, ich, Dennis auf der Torre
Noch heute steht das höchste lateinamerikanische Hochhaus in México, die "Torre Mayor". Dann war es auch schon spät am Abend, so gegen 20 Uhr und wir fuhren los, dieses Mal über Metepec, weil Dennis von Viktors Gastbruder noch seinen Rucksack inklusive einiger wichtiger Sachen brauchte, die er letztes Wochenende dort lassen musste, weil sich sein Schlafplatz kurzfristig geändert hatte.

Mexican Party mit SEPA Inglés
Am Donnerstag begannen die Festivitäten des Nationalfeiertages am frühen Nachmittag mit der "Mexican Party" in der Schule mit dem Kurs SEPA Inglés, auch Chris aus Ohio, der das ganze Jahr über Englisch geben wird, war eingeladen. Das war ziemlich lustig, auch wenn wir wenig Englisch gesprochen haben. Na ja, wie immer wahrscheinlich. Abends gingen wir dann achtzehn Uhr in die Kirche und ich muss zugeben, dass das meine erste katholische Messe, und das auch noch in Mexiko!, war. Wer auch immer das liest, bitte nicht als Beleidigung auffassen, aber das läuft schon alles wie in einer Sekte ab, muss ich sagen.
So sahen Paty, Ramona und Ade aus
Interessant war es allemal und danach tanzten wir zweieinhalb Stunden in den Straßen der Stadt in der Dunkelheit und Tausende Menschen sahen uns zu. Ich war ein Apache, ein Ureinwohner, des Landes, die sich immer in Rot kleiden. Anschließend bin ich noch mit der Schwester meiner Gastmutter, Ramona, die in Houston lebt und arbeitet, und ihrem Bekannten Alex, der in der Nähe von Los Angeles wohnt, in die "Menphis Discoteque" gegangen - zum zweiten Mal. Dieses Mal fiel der Strom für zwanzig Minuten aus und war für eine Stunde instabil. Daher war es extrem warm und von den Lichtverhältnissen etwas grell und zu hell, aber trotzdem lustig. Vier Uhr ging's nach Hause, meine Gastmutter hatte sich Sorgen gemacht und war aus diesem Grund noch auf.

So sah ich also aus.
Der eigentliche Nationalfeiertag ist ja am Freitag. Und es ging weiter mit einem deutlich gemächlicheren Umzug am Vormittag, also nach fünf Stunden Schlaf hieß es schon aufstehen. Noch mehr Tanzen, meine Beine taten schon weh. Fremde Mädchen ließen sich mit mir fotografieren, mehrere Menschen haben für mich applaudiert, alles lustig. Danach war ich echt fertig und wir waren nur noch schnell essen und dann habe ich eine Stunde geschlafen.

Samstag begann für mich sechs Uhr, weil wir ins "Balneario Municipal" (Städtisches Schwimmbad) gegangen sind, dort eine dreiviertel Stunde im Thermalwasser verbracht und uns einer ebenso lange Massage gegönnt haben. Spitzenmäßig entspannt, wenn auch mit großen Schmerzen in den Waden ging es nach Hause und ich habe noch mal zwei Stunden "siesta" gehalten.

So, dass soll es also erst einmal gewesen sein. Gestern Abend waren wir noch auf dem Klassentreffen von Ramona, das war auch lustig. Ich halte euch auf dem Laufenden. Fragen, Anregungen, Kritik und Lob - alles bitte als Kommentar. Ich freue mich darauf.

Schöne Grüße aus Ixtapan de la Sal,
¡Viva México, cabrones!

Euer Rico 

5 Kommentare:

  1. sie haben euch im vorbereitungsseminar beigebracht, wie man sich in mexiko in der disco zu verhalten hat, und dass man zu zweit auf die tanzfläche gehen soll? :D coole trainer ;)

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  2. Haha, dann kannst du ja auch mit mir zum Fasching gehen, lass dir auf jeden Fall die Kostüme geben..-)

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  3. test aus Crimmitschau
    Ute u.Uwe

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  4. Rico, wir finden deinen Blog gut
    die liebe Ute und der freche Uwe

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  5. rico. bring das kostüm mit nach deutschland. das ist wunderbar.
    du machst dem typen neben dir richtig konkurrenz, wenns um den stilfaktor geht :D
    hab dich lieb, liebe grüße nach mexico. :)

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